Samstag, 25. Juli 2009

Mitternachtssonne auf den Vesterålen

Endlich haben am 22.7. die Wolken den Himmel Richtung Norden freigegeben, so dass wir die Mitternachtssonne noch einmal richtig sehen konnten. Dieses Mal habe ich den Fotoapparat auch auf das Stativ montiert und zwischen 24.00 und 2.30 alle 10 Minuten ein Foto gemacht (Tiefststand ist zwischen 1 und 1.15).
Mitternachtssonne auf dem Berg Kjentmann (Vesterålen)

Um sich die Zeit zu vertreiben, hat Esther in dieser Zeit 2 Steinmannli (grösseres ca. 1m hoch) und ein weiteres Steinkunstwerk geschaffen.
Steinmannli

Stehende Steine

Freitag, 24. Juli 2009

Das Rätsel der Bremsspuren

… ist gelöst.

Heute Morgen hat sich uns auf der Vesterålen-Insel Langøya folgendes Bild präsentiert:
Bauarbeiten an der Strasse

Die halbe Stunde Wartezeit habe ich zur Lösung des Rätsels der Bremsspuren im Norden von Schweden und Norwegen genutzt.

Nach Hügeln und Dellen in der Strasse (quer zur Strasse, hervorgerufen durch Vereisung und Auftauen von Drainagerohren unter der Strasse) hat es immer Bremsspuren, wie um Autofahrer vor dem Hindernis zu warnen.
Hügel mit Bremsspuren

Delle mit Bremsspuren

Ein Strassenbauprofi von der Baustelle hat meine Frage beantworten können: Die Bremsspuren sind gar keine Bremsspuren. Lastwagen mit doppelter Hinterachse ziehen die hinterste Achse bei Leefahrten hoch. Die Reifen dieser hochgezogenen Hinterachse berühren nach einem Sprung oder einer Delle den Asphalt (Lastwagen fahren immer mit der Maximalgeschwindigkeit, unabhängig vom Strassenzustand). Da sich diese Räder nicht drehen, hinterlassen sie bei der Berührung eine Gummispur, die nachfolgenden Fahrzeugen fortan als Warnung vor dem Hindernis dient.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Tromsø

Unsere ersten vier gemeinsamen Tage haben Esther und ich in Tromsø verbracht. Die ersten zwei Sonnentage haben wir für Sightseeing in der Stadt und eine Wanderung auf den Hausberg von Tromsø genutzt.

Für mich ist Tromsø nach der Wildnis von Lappland schon fast ein kleiner Kulturschock. Überhaupt habe ich hier in Norwegen den Eindruck, wieder viel weiter im Süden zu sein als in Nordschweden (eigentlich ist das Gegenteil der Fall) – überall wird Landwirtschaft betrieben, Gras wird gemäht, Kühe und Pferde sind auf der Weide. Offenbar ist das Klima hier durch den Einfluss des Golfstroms viel milder als im Landesinneren.

Tromsø ist eine sehr moderne und lebendige Stadt mit vielen Touristen.
Tromsø mit Hafen


Bibliothek


Fussgängerzone

Anstehen für einen Touristenbus

Das moderne Wahrzeichen von Tromsø ist die Eismeerkathedrale, die die Natur des Nordlands widerspiegeln will.











Mit dem Wort „Kathedrale“ assoziiere ich eigentlich eine grössere Kirche. Und wenn ich ehrlich bin, hat mir die Kirche von Kiruna (die einem Samen-Kåta nachempfunden ist) besser gefallen.

Vom Storsteinen, dem Hausberg, hat man eine wunderbare Sicht über Tromsø und Umgebung.
Beim Aufstieg

Blick in die Ferne

Tromsø mit Tromsø-Brücke

Beim Abstieg hat sich uns das Kiruna, das Schneehuhn, präsentiert.
Alpenschneehuhn

Nach diesen zwei milden Tagen hat wieder kaltes Regenwetter eingesetzt.

Den botanischen Garten haben wir trotzdem besucht (man beachte Esthers winterliches Outfit).
Im botanischen Garten

Blauer Mohn

„Floralp“-Enzian

Doch angenehmer waren die Temperaturen im Polarmuseum, im Planetarium und im Tromsø-Museum.
Trapperhütte im Polarmuseum (eine Person wurde eingeschmuggelt)

Im Polarmuseum

Montag, 13. Juli 2009

Abisko

Abisko ist ein Magnet für Wanderer aus aller Welt. Einerseits ist es mit nur knapp 300mm Regen im Jahr die regenärmste Region Schwedens, andererseits beginnt hier der Kungsleden. Der Kungsleden ist der bekannteste Fernwanderweg Schwedens, der über 500km durch wunderbare Gebirgslandschaften von Abisko nach Hemavan führt.
Abisko ist für mich seinem Ruf voll nachgekommen. Nach 4 regnerischen und kalten Tagen ist es hier sonnig und warm. Und es sind viele Wanderer unterwegs. Ich bin auf dem Kungsleden bis zur ersten Übernachtungsstation nach 15km gewandert, habe allerdings nicht übernachtet, sondern bin gleichentags nach Abisko zurückgekehrt.
Tor zum Kungsleden in Abisko

Birken sind zäh

Interessanter Bodenbelag

Neben der wunderbaren Landschaft sind die vielen Vögel zu erwähnen. Auf einer kurzen Teilstrecke des Weges haben sie regelrecht posiert, um fotografiert zu werden. Zum Teil musste ich die auszoomen, weil ich mit dem 400er Tele zu nahe dran war.
Blaukehlchen

Schafstelze beim Singen aus voller Kehle

Schafstelze beim Abflug

Von Abisko aus kann man auch das Wahrzeichen von Lappland, die Lapporten bzw. Lappenpforte, sehr schön sehen.
Lappenpforte, das „Matterhorn Lapplands “

Meine 30km-Wanderung war für einen Tag noch nicht genug. Zusammen mit Maria und Michael bin ich um 22.30 losgezogen, um die Mitternachtssonne zu sehen. Da Abisko in einem Tal liegt und von Bergen umgeben ist, mussten wir dazu 500 Höhenmeter den Berg hinauf. Und das hat dann nur ganz knapp gereicht, um die Sonne über dem gegenüberliegenden Bergrücken sehen zu können.
Mitternachtssonne

Lappenpforte um Mitternacht

Michael hat hier auf 850m Höhe auf seinem Thermometer eine Temperatur von -6° abgelesen. Es war wirklich saukalt! Und das nach einem solch warmen Tag!
Kurz nach Abisko trifft man auf den Silver Fallet, einen kleinen, fotogenen Wasserfall.
Silver Fallet

Silver Fallet

„Licht auf die Bühne des Lebens“ am Fuss des Silver Fallet

Hier trennt sich mein Weg von dem von Maria und Michael. Die Beiden haben übrigens einen Blog unter www.tenbaht.de.

Ein paar Kilometer nach dem Silver Fallet folgt die Grenze zu Norwegen. Nach genau 5 Wochen verlasse ich Schweden. Aber ich habe vor, gegen Ende August nach Lappland zurückzukehren.

Im Moment befinde ich mich 40km südlich von Tromsø, dem Ort, wo ich heute Abend Esther, meine Frau, am Flughafen abholen werde.

Samstag, 11. Juli 2009

Eisenerz

Die 2 grössten Städte Lapplands, Gällivare-Malmberget (22‘000 Einwohner) und Kiruna (26‘000 Einwohner), verdanken ihre Grösse einzig dem Eisenerz. Schon 1696 wurde erstmals schriftlich erwähnt, dass es in Kiruna Eisenerz gibt. Im 18. und 19. Jahrhundert versuchten sich verschiedene Firmen im Abbau des Erzes in Kiruna und Malmberget, doch die meisten gingen dabei bankrott. Das grosse Problem war der Abtransport. Anfänglich wurden dafür Schlitten verwendet, die 160kg Erz laden konnten und von Rentieren gezogen wurden. Dies war nur im Winter möglich (wobei der Winter hier sehr lange dauert) und zudem nicht sehr effizient. Das Transportproblem wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Bahnlinie nach Luleå und später nach Narvik gelöst. Seither wird in Kiruna und in Malmberget im grossen Stil das qualitativ sehr hochwertige Eisenerz abgebaut.
In Malmberget gibt es ein kleines Bergbaumuseum, in dem einiges zur Geschichte des Bergbaus gezeigt wird.
Historische Fotos, Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände

Neben dem Eisenerz werden in der Mine immer wieder auch interessante Mineralien gefunden.
Mineralien aus dem Erzbergwerk

Vor dem Museum zeigt eine Gedenktafel, welch gigantische Menge Eisenerz hier gefördert wird.
1990: 1 milliardste Tonne

Allerdings hinterlässt der Abbau unter Tag Hohlräume im Boden, in die sich die Oberfläche hineinsenkt. Ein Stadtteil ist schon im Boden verschwunden, weitere Teile werden in den nächsten Jahren abgerissen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut, damit der Erzabbau weitergehen kann. So ist auch das Barackendorf, das früher einmal touristisch genutzt wurde, heute verrammelt und verriegelt.
Ausgestorbenes Barackendorf

In Mallmberget ist es dieses Jahr nicht möglich, das Bergwerk zu besuchen. Dies kann man aber in Kiruna nachholen. Da wird man mit dem Bus in den Besucherstollen, der sich 350m unter der Oberfläche befindet, hinuntergefahren. Bis vor 15 Jahren wurde hier gearbeitet, heute sind die aktiven Stollen 500m tiefer im Boden.
Besucherstollen mit ausrangiertem Material

Hier wird einem erklärt, wie der Abbau des Eisenerzes organisiert wird.
Erklärung des Erzabbaus in Kiruna

Auf einem Rundgang sieht man ausrangierte Maschinen wie diese Bohrmaschine
Bohrmaschine

und das 1:1 Abbild eines modernen, ferngesteuerten Schaufelbaggers, der 20 Tonnen Eisenerz in seine Schaufel laden kann.
Bild eines ferngesteuerten Schaufelbaggers

Das Eisenerz wird nicht roh an die Kunden in aller Welt verschickt, sondern in der aufbereiteten Form von Pellets. Jeder Besucher kann ein Säckchen mit Pellets mitnehmen.
Am Pelletcontainer

Zum Tourabschluss gibt es, ebenfalls noch im Stollen, ein kleines Bergbaumuseum, demjenigen von Malmberget nicht ganz unähnlich.
Alte Presslufthämmer

Kiruna hat eine einzige, 4km breite Erzschicht, die schräg im Boden liegt. Unglücklicherweise führt diese Erzschicht in der Tiefe immer weiter unter die Stadt. Es gibt für die Zukunft nach 2012 nur 2 Alternativen: mit dem Erzabbau aufhören oder aber die Stadt zügeln. Man hat sich für die zweite Option entschieden. Die ganze Stadt soll abgebaut und etwas weiter entfernt wieder aufgebaut werden. Davon betroffen ist auch die Kirche von Kiruna, die im Jahre 2001 zu Schwedens schönstem Gebäude aller Zeiten gewählt wurde. An dieser Holzkirche ist bis auf die Ziegel (die sind genagelt) alles verschraubt, so dass auch sie dereinst in voller Pracht am neuen Ort auferstehen wird.
Holzkirche von Kiruna


Holzkirche von Kiruna innen

Wasserkraft

Etwas mehr als 40% seines Strombedarfs deckt Schweden aus Wasserkraft. Dafür sind alleine am Fluss Lule Älv 15 Kraftwerke im Betrieb.
Unterhalb der Staudämme sieht man in riesigen Flussbecken noch winzig kleine Rinnsale (es ist anzumerken, dass man sich geeinigt hat, 4 Flüsse unberührt zu lassen).


In Porjus wurde ein Kraftwerk, das zwischen 1910 und 1915 gebaut und 1975 ausser Betrieb genommen wurde, zum Museum umgebaut. Da gibt es stündlich kostenlose Führungen, an denen man einiges über den Bau des Kraftwerks und die Leistungen der Firma Vattenfall erfährt sowie die Turbinenhalle, die 50m tief in den Fels gesprengt wurde, besichtigen kann.











Interessant, was die Firma ASEA vor dem 2. Weltkrieg für ein Logo hatte: