Sonntag, 30. August 2009

Beim Weihnachtsmann

Das wusste ich nicht. Doch nun ist diese Wissenslücke gestopft. Napapiiri in Finnland, auf dem Polarkreis, 8 km nordöstlich von Rovaniemi, ist das offizielle Dorf des Weihnachtsmanns.

In Napapiiri befindet sich das Postamt des Weihnachtsmanns.





Hier kommen die Briefe an, die von Kindern aus aller Welt an den Weihnachtsmann geschrieben werden. Die Adressen können ganz genau sein, inklusive Postleitzahl, oder einfach nur an den Weihnachtsmann am Nordpol oder in Lappland adressiert sein - alles kommt an.





Bisher hat der Weihnachtsmann 13,1 Millionen Briefe aus 197 Ländern erhalten.



Am Postschalter wird man von Angestellten mit roten Hüten bedient.



Neben dem Postamt befindet sich das Büro des Weihnachtsmanns.





Hier kann man vom Weihnachtsmann empfangen werden oder im Souvenirshop auf einem Bildschirm verfolgen, wie der Weihnachtsmann Leute empfängt – wir haben uns für die zweite Variante entschieden.





Die Umschläge der Briefe an den Weihnachtsmann werden in 30er-Bündeln zugunsten von UNICEF verkauft. Wir haben so ein Bündel erstanden. Es ist herzerweichend, all diese mit kindlichen Schriften adressierten Umschläge durchzusehen. Besonders „herzig“ ist ein Umschlag, bei dem direkt auf die Innenseite geschrieben wurde. Darin erklärt ein 9 jähriger Junge dem Weihnachtsmann, er sei zwar nicht immer brav gewesen, er werde sich aber bessern.

Mir hat Napapiiri gefallen. Und Jasmin auch.

Wetterprognosen

Wetterprognosen sollte man nicht anschauen. Und schaut man sie einmal trotzdem an, soll man ihnen wenigstens keinen Glauben schenken.



Freitag, 28. August 2009

Björn in Porjus

Björn in seinem Laden

Seit bald 50 Jahren betreibt Björn seinen Laden in Porjus. Im Reiseführer ("Mit dem Wohnmobil nach Nord-Schweden", Womo-Verlag) heisst es dazu:"... kurz danach rechts einen ganz besonderen Laden, den man unbedingt gesehen haben muss: Björn Thunborgs Viltaffär. Das rote Häuschen bietet ein kunterbuntes Sortiment: Souvenirs, samisches Kunstgewerbe, alle möglichen Bedarfsartikel von der Zahnbürste bis zur Lederweste, von der Angel bis zum Ski, vor allem aber Lappland-Spezialitäten für Geniesser. Es gibt frischen und in der Kåta geräucherten Edelfisch vom Saibling bis zum Lachs, Elch- und Rentierfleisch, verschiedene Sorten Beeren-Marmelade und vieles mehr... ".

Auf deutsch erzählt er aus der Zeit, als er noch mit dem Wasserflugzeug Gäste in abgelegene Regionen geführt hat. Und bedauert, dass die Generation der Menschen, die mit und in der Natur leb(t)en, langsam ausstirbt.

Ich kaufe Björn ein Sami-Messer und ein Stück geräuchten Lachs ab.

Sami-Messer mit Griff und Scheide aus Rentierhorn

Als ich den Betrag aufrunde, meint er, die Schweizer seien nicht geizig, das erlebe er immer wieder. Schönes Image, das wir da haben.

Als ich dann noch die Äxte anschaue, meint Björn, ich hätte ein Messer bei ihm gekauft, dafür erhielte ich nun eine Axt zum halben Preis. Die spontane Antwort auf meinen aufgerundeten Betrag. Eine schöne Geste, die mich sehr freut.

Halbpreis-Axt

Nachtrag zum Rätsel der Bremsspuren

Das Schwedische Strassenverkehrsamt hat auf meinen Blog reagiert! Der Hügel, den ich in der Nähe von Porjus fotografiert hatte, wurde platt gemacht.

Stand am 3. Juli 2009

Stand am 25. August 2009

Jokkmokks Tenn



10 Minuten vor Ladenschluss betreten Jasmin und ich den Laden von Jokkmokks Tenn (Tenn = Zinn auf Schwedisch). Das wird in Stress ausarten, denn die Schaufenster sind voll von wunderbaren Dingen. Doch Leif, der Besitzer von Jokkmokks Tenn meint, es sei nie zu spät zum Verkaufen. Und da wir uns fragen, wie die Verzierungen gemacht werden, setzt sich Leif an seinen Arbeitsplatz und bringt die Verzierungen auf einem „Arctic Light“ gleich vor unseren Augen an. Und zwar überraschend locker und schnell.







Natürlich kaufen wir „unser“ Arctic Light, und dazu noch einige andere Dinge. Da es nach einem längeren Gespräch schon eine Stunde über Ladenschluss ist, beschliessen wir, am folgenden Tag nochmals zu kommen.

Am Folgetag nimmt sich Leif 2 Stunden Zeit, um Jasmin und mich herum- und in die Geheimnisse seiner Firma einzuführen (naja, nicht ganz alle).

Er zeigt uns, wie die Mücken hergestellt werden.

Form für den Guss

Ergebnis des Gusses

Fertige Mücke

Dann zeigt er uns, wie aus einem Blech eine Form gehämmert wird.



Die Verzierung wird vor dem Hämmern angebracht (ist auf dem flachen Blech einfacher)

Er zeigt uns, wie Zinnblech zu Bechern getrieben wird, wie der Silberschmuck hergestellt wird, was für Werkzeuge sie verwenden, welche Werkzeuge sie selber herstellen …

Und zum Schluss können wir es selber einmal versuchen.

Jasmin beim Gravieren von Zinn

Das Ergebnis kann sich sehen lassen

Dann kommt der Meister an die Werkbank und ritzt einen Elch in eine Platte.

Ein Elch entsteht

Und hier noch 2 der Dinge, die wir hier gekauft haben.

Die Göttin Sarakka, die unter dem Herd wohnt (nein, Esther, für Dich haben wir nicht das blaue, sondern das rote gekauft – wir kennen Dich doch)

Das Schneehuhn (Samisch Kiruna) mit der Mitternachtssonne

Mehr ist unter www.jokkmokkstenn.com zu finden.

Ich habe es sehr genossen, Leif zuzuhören und zuzusehen. Ich habe das Gefühl, dass hier ein Mann seine Bestimmung gefunden hat - wofür ich ihn etwas beneide.

Montag, 24. August 2009

Karesuando Kniven

Messer finde ich faszinierend. Sie sind so etwas wie der archaische Gegenpol zu Bits and Bytes. Die Sami haben eine lange Messer-Tradition. Immer wieder habe ich Messer angeschaut, bis ich in Karesuando (der nördlichsten Gemeinde Schwedens) nicht nur geschaut, sondern auch gekauft habe.

Lieferwagen von Karesuando Kniven

Meine 2 Messer (Bilder aus dem Karesuando-Prospekt):





Und 6 Klingen, um eigene Messer zu machen. Um das Karesuando-Logo auf die Klingen machen zu lassen, wurde ich in die Messerfabrik eingeladen.

Karesuando Messerfabrik

Daneben, dass nun auf den Klingen das Logo eingeätzt und mein Name eingelasert ist, habe ich die Messerfabrik besichtigen können.
Werkstatt

Hier wird den Klingen, die vorgängig aus dem Stahlblech gestanzt wurden, die richtige Form gegeben.

An der Schleifmaschine

Rohform vor dem Schleifen

Schleifen der vorderen Rundung

Form nach dem Schleifen

Schärfen der Klinge

An der Wand hängen all die verschiedenen Modelle, die hier hergestellt werden.

Vorlagen

Die Resultate dieser Arbeit können auf www.karesuandokniven.com angeschaut werden.

Nach dieser Besichtigung habe ich mich sputen müssen, um rechtzeitig in Luleå zu sein, um meine Tochter Jasmin am Flughafen abzuholen. Sie wird mich knapp 2 Wochen begleiten. Zusammen sind wir von Luleå über den Storforsen (grösste Stromschnellen Europas, siehe Eintrag „Jenseits des Polarkreises“) nach Jokkmokk gefahren, wo wir nach dem gestrigen Regentag im Moment wunderbares Wetter haben.

Zum Wetter: Der im letzten Eintrag beschriebenen Frostnacht sind 2 weitere Frostnächte gefolgt. Danach sind die Temperaturen wieder markant gestiegen. Leider haben diese 3 Nächte aber nicht gereicht, um das Mückenproblem vollends zu lösen.

Dienstag, 18. August 2009

Richtig kalt

Wenn ab Mitte August die ersten Nachtfröste kommen, ist es mit der Mückenplage vorbei, heisst es. Der angenehme Teil dieses Satzes ist der mit der Mückenplage.

„…und die warmen Schühchen nicht vergessen, denn es ist saukalt da draussen.“ Diesen Satz muss sich Bill Murray in „Täglich grüsst das Murmeltier“ jeden Morgen um 6 Uhr anhören. Dies passt auch zum heutigen Morgen in Saarikoski, Finnland. Nach einer Tiefsttemperatur von -4,2° sah es da kurz vor 6 Uhr folgendermassen aus:








Und über dem Fluss hängt noch ein letzter Rest des Nachtnebels.

Montag, 17. August 2009

Gletscher

Der Øksfjordjøkulen am Jøkelfjord (ca. 50 km nordwestlich von Alta) ist der einzige Gletscher Norwegens, der direkt ins Meer „kalbt“. Als wir bei der Anfahrt ein Schild sehen, das Bootsfahrten zum Gletscher anbietet, entscheiden wir uns spontan für diese Variante der Annäherung. Auf Anfrage meint der Besitzer, er könne uns sofort fahren. So erhalten wir auf seinem brandneuen Boot für 24 Personen eine Privatführung. Das ist der Vorteil der Nachsaison (die Leute kommen für die Mitternachtssonne nach Norden, und diese Zeit ist jetzt vorbei).




In den letzten Jahren hat sich die Eismasse beträchtlich verkleinert. In den Felsen sind die Eisstände von früheren Jahren markiert (im Bild mit Pfeilen verdeutlicht).
Der Gletscher zieht sich zurück

Unser Fahrer meint, dass die untere Eismasse in ca. 5 Jahren völlig weg sein könnte. Dann wird Norwegen keinen Gletscher mit direktem Meeranschluss mehr haben.

Erst bei der Rückfahrt steht die Sonne günstig für Fotos auf dem Boot.

Esther im Gespräch mit unserem privaten Reiseleiter

Volle Kraft voraus

Ein letzter Blick zurück

Nach der Bootstour plaudern wir noch mit unserem Fahrer. Er erzählt von Walen, die ab und zu in den Fjord kommen, von Rentieren und Elchen, die auf ihren Wanderungen durch den Fjord schwimmen. Die Wintertemperaturen sollen dank Golfstrom hier auf 70° nördlicher Breite nicht kälter sein als die Temperaturen in Zürich. Ein Ort zum Auswandern …

Zurück beim Camper fahren wir noch die restlichen 1,5km bis zum Ende der Strasse. Von dort brechen wir zu Fuss nochmals Richtung Gletscher auf. Zwar kommen wir nicht mehr so nahe an den Gletscher wie mit dem Boot, doch …

… zuerst sichtet Esther einen Elch, der durch den Fjord schwimmt. Kaum zu glauben, er schwimmt hoch erhobenen Hauptes die ca. 2 km durch das 4° kalte Wasser.

Schwimmender Elch



… kaum ist das vorbei, ertönt ein lautes Donnergrollen. Während ich für alle Fälle schon das Teleobjektiv montiere, ruft Esther, dass der Wasserfall vom oberen zum unteren Gletscherteil versiegt ist. Offenbar sind Eismassen abgebrochen, die den Wasserfall verstopft haben. Im Moment, als das Wasser wieder zu fliessen beginnt, bin ich mit dem 400er-Tele bereit. Langsam kommt das Wasser wieder, das aufgestaute Wasser folgt, bis sich der Wasserfluss wieder normalisiert.





Nach diesen Erlebnissen jenseits des 70. Breitengrades hat uns unsere Reise zurück nach Tromsø geführt, wo Esther am letzten Freitag das Flugzeug nach Zürich bestiegen hat. Und mit Esther scheint auch die Sonne das Land verlassen zu haben. Auf dem Flughafen hat sie noch geschienen, doch keine 2 Stunden später hat es schon geregnet. Skibotn, der Ort, an den ich gleichentags noch gefahren bin, gilt gemäss Reiseführer als sonnenreichster Ort Nordnorwegens. Seit 3 Tagen warte ich vergebens darauf, dass der Reiseführer recht behält. Temperatur maximal 13°. Die Zeit der langen Unterhosen ist zurück. Vorteil: Die Milch wird nicht mehr schlecht.