In stundenlangen Fussmärschen habe ich mir die Menhire von Erdeven, Carnac und Locmariaquer erwandert. Und fast immer war ich mutterseelenalleine, ausser wenn ich in die Nähe von Parkplätzen kam.
Dass Dolmen (tischähnliche Monumente aus mehreren Steinen) Grabkammern waren, darüber sind sich die Experten ziemlich einig. Diese Dolmen waren urprünglich durch einen künstlichen Hügel, dem sogenannten Tumulus, bedeckt. Diese Hügel sind in den meisten fällen weg-erodiert, so dass meist nur noch die tischählich aufgebauten Steine übriggeblieben sind.
Dolmen von Mané Groh bei Erdeven
Was aber die Menhire (men, bretonisch = Stein; hir, bretonisch = lang; bei Asterix werden sie Hinkelsteine genannt) in all ihren Aufstellungsformen zu bedeuten haben, das habe ich auf meinen langen Wanderungen nicht herausfinden können. Und damit bin ich in guter Gesellschaft. All die grossen Experten haben nur Theorien, wobei keine bewiesen werden kann.
Und ich habe auch eine Theorie entwickelt: Als Teil des Initiations-Ritus, um in die Welt der Erwachsenen aufgenommen zu werden, musste jeder Jüngling einen Menhir am Ende der Menhir-Reihe seines Clans aufbauen. So sind über viele Generationen diese Alignements entstanden, in denen in der Bretagne über 5000 Menhire aufgereiht sind.
Alignement bei Carnac
Das Gute an dieser Theorie: Erstens ist sie von mir. Und zweitens ist sie ebenso wahrscheinlich wie all die anderen Theorien über astronomische Deutungen, Längenmasseinheiten, Peilsysteme, Gräberfelder, extraterrestrische Erbauer, versteinerte römische Soldaten etc.
Alignement bei Carnac
Auf jeden Fall müssen es wichtige Beweggründe gewesen sein, die die Menschen vor 6000 Jahren veranlasst haben, so viel Energie auf das Aufstellen dieser Menhire zu investieren.
Spannend kann es sein, das innere von noch völlig bedeckten Dolmen zu erkunden. Derjenige von Locmariaquer wurde nach den gefundenen Fundamentresten wieder überdeckt und zeigt im Innern einen sehr schön bearbeiteten dreieckigen Stein. Dieser Stein muss vor dem Dolmen-Bau als Menhir aufgestellt gewesen sein (er ist auf beiden Seiten behauen). Und für die Deckplatte wurde ebenfalls ein schon vorhandener, zerbrochener Menhir verwendet. Ein zweiter Teil des gleichen zerbrochenen Menhirs wurde für die Deckplatte eines anderen Dolmens 4km entfernt verwendet. Denn fügt man virtuell die Deckplatten dieser beiden Dolmen zusammen, vervollständigt sich die Figur des gehörnten Tieres, das auf beiden Platten nur teilweise zu sehen ist, wieder zu einem Ganzen.
Dolmen "Table des Marchand" in Locmariaquer
Den Dolmen "Les Pierre Plates" habe ich nur mit Stiefeln (10cm Wasser im Gang) und Taschenlampe erkunden können. Dafür hatte ich da drin meine Ruhe (der Gang ist 26m lang).
Dolmen "Les Pierres Plates" in Locmariaquer
Kaum habe ich diese Megalith-Hochburgen verlassen, ist auch die Sonne verschwunden. Der Camper ist in der Zwischenzeit aussen intensiv gewaschen worden. Ich bin im Moment im Wald von Armorika, wo Asterix und Obelix gewirkt haben. Und da die Bretonen offenbar Mythen und Legenden lieben, gibt es auch hier viele Orte, die an sagenhafte Gestalten erinnern. Doch dazu mehr ein andermal.
Montag, 18. Mai 2009
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Hoi Andi,
AntwortenLöschenSpannend, Deine Reise zu verfolgen. Ich freue mich auf weitere Bilder und Bericht.
Pascal
Hallo Andi, deine Auszeit finde ich eine super Idee. Bin mal gespannt von wo du uns noch berichten wirst. Uebrigens die Steine gefallen mir sehr. Erwähntest du nicht, dass du mir mal einen Stein in den Garten werfen werdest? Da wäre doch die Gelegenheit dazu. Vergiss im Wald von Armorika den Zaubertrank nicht :)Weiterhin wünsche ich Dir/Euch eine schöne Reise.
AntwortenLöschenRolf aus dem Reppischtal